Brauereigeschichte und Rundwanderweg

Quelle: Projektarbeit Klasse 10, Marcel Resch, Alexander Karl, Patrick Weigelt betreut von Karl Heinz Luthardt

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Das Brauwesen im Meininger Oberland, dem heutigen Landkreis Sonneberg

Das älteste Braurecht im Meininger Oberland, dem Vorläufer unseres Landkreises Sonneberg, erhielt Sonneberg vermutlich mit der Stadterhebung durch Gräfin Jutta im Jahr 1348. Bereits im Jahre 1488 wurde in den deutschen Landen eine Biersteuer erhoben: „Wenn in irgendeiner Stadt die Mauern einfielen, andere Reparaturen anstanden oder es staatlichen oder fürstlichen Kassen schlecht ging, so wurde eine neue oder erhöhte Besteuerung des Bieres gestattet. Die Bezeichnungen dafür waren zum Beispiel „Ungeld, Biergeld, Tranksteuer, Bierzinse (Akzise), Bierpfennig“. Da das Bierbrauen eine attraktive Einnahmequelle für Gemeinde und Staat war, trachteten sie daraus möglichst viel Gewinn zu schlagen und sich deshalb unermüdlich um die Erlangung der Braugerechtigkeit zu bemühen. Erst in einem Erbbuch des Jahres 1614 wurde das Braurecht besonders genannt. Genannt wurde das Braurecht auch für Lauscha 1624, Heinersdorf 1657 und Oberlind 1656. Erbschankstätten in Mupperg, Effelder und Oberlind hatten diese Braugerechtigkeiten bereits im Jahre 1480 erhalten.Sehr frühzeitig um das Jahr 1666 wurde eine Mengenkontrolle eingeführt, die Qualitätskontrolle des Bieres folgte kurz danach. In der Gothaer Landesordnung von 1667 wurde bestimmt, dass alle Schankstätten im Sommer um 10.00 Uhr, im Winter sogar um 9.00 Uhr geschlossen werden mussten, auf dem Land sogar noch eine Stunde früher. In früheren Zeiten war ein „Rausch“ nicht so ganz „Privatsache“, sondern es kostete dem Wirt Strafe, nicht aber seinen Gast. 10 Gulden waren zur damaligen Zeit nicht wenig. Wurde festgestellt, dass ein Wirt seinen Gast absichtlich betrunken gemacht hatte, musste der Wirt dafür sogar 20 Gulden Strafe zahlen.Später wurde das Braurecht auch an einzelne Bürger vergeben. Um das Jahr 1810 wurde von den Brauereien in Steinach das Bier nach außerhalb gebracht. Das war zur damaligen Zeit noch etwas außergewöhnliches. Im Jahr 1870 befanden sich im Kreis Sonneberg 63 Brauereien. Zum Beispiel befanden sich in Sonneberg zu dieser Zeit 7 Brauereien, das Braurecht erhielten sie um ca. 1349. Oberlind hatte 6 Brauereien, das Braurecht seit dem Jahr 1656, in Erbschänken seit 1489. Lauscha erhielt das Braurecht 1657 und hatte damals 4 Brauereien, in Judenbach und Steinheid waren 3 Brauereien zu finden. Steinach konnte zur damaligen Zeit 9 Brauereien vorweisen, das Braurecht erhielt unser Ort am 29. April 1607, gebraut wurde aber bereits seit dem Jahre 1595. 54 Jahre später waren von den ehemals 63 Brauereien nur noch wenige übrig, die meisten wiederum in Steinach. Es haben noch 7 Brauereien Bier gebraut.

Die Steinacher Brauereigeschichte in der DDR

Der 2. Weltkrieg hat nicht wenigen Brauereien der DDR geschadet. Brauereibesitzer und Fachkräfte kamen oft nicht mehr aus dem Krieg oder der Kriegsgefangenschaft zurück. Von den Steinacher Brauereien waren mit der Gründung der DDR noch 5 übrig geblieben: Brauerei Carl Heinz, Brauerei Eisenhammer, Brauerei Eichhorn-Stauch, Brauerei Gessner und Brauerei Greiner-Wohlleben.

Die Brauerei Felsenkeller hatte im Jahre 1949 ihre Tätigkeit eingestellt. Die Brauereien wurden vom Kreis geleitet. Der Grund für den Niedergang der Brauereien waren oft veraltete Brauanlagen, fehlende Finanzen und nicht zur Verfügung stehende Baukapazitäten. Die DDR gehörte in Europa zu den Ländern, in denen das meiste Bier getrunken wurde.
Bald wurden neue Technologien entwickelt, um die natürliche Verfahrenszeit zu verkürzen. Gär- und Reifungsanlagen wurden seit 1973 eingesetzt. Durch Verkürzung der Lagerzeit sollte Bierherstellung in den weniger gewordenen Braustätten gesteigert werden. Der Einsatz von Flaschen mit Kronkorkenverschluss wurde durchgesetzt. Auch die Gütebedingungen für das Bier wurden in der damaligen DDR den neuen Erfordernissen angepasst. Folgende Kriterien wurden für die einzelnen Biersorten festgelegt.

Von Bierkennern und Bierfachleuten wurden Qualitätsprüfungen vorgenommen, es wurde zum Beispiel der Geschmack, Geruch, Schaum und Aussehen überprüft. Weiterhin wurde auch der Stammwürzgehalt , der Alkoholgehalt , der Vergärungsgrad sowie die Haltbarkeit in Augenschein genommen. Bier war zu dieser Zeit kein Nahrungsmittel mehr, sondern ein Genussmittel.

Steinach musste sich nun von 3 Brauereien verabschieden. Bei einer Einwohnerzahl von 7531 im Jahre 1971 blieben nur noch die Brauerei „Zum goldenen Anker“und die „Brauerei Gessner“ übrig. Die herkömmlichen Holzfässer wurden durch Leichtmetallfässer ersetzt, die Bügelverschlussflasche alter Prägung wurde durch meist braun gefärbte Glasflaschen im Jahre 1968 abgelöst. Die freie Gestaltung der Etiketten mit speziellen Firmeneigenheiten wurde durch die geschaffene „Technische Güte- und Lieferbedingung“ abgeschafft. Ab 1968 wurden Einheitsetiketten eingeführt. Ab 1985 musste ein sogenanntes „Spezialbier“ für gehobene Ansprüche gebraut werden. Dieses Bier hatte einen höheren Alkoholgehalt und vor allem eine höhere Haltbarkeitsdauer. Bei diesem Produkt wurde die strenge Vorgabe der Bieretiketten aufgehoben.

Die Steinacher Brauereien konnten ihre Anwesen nicht sehr erweitern, da dies durch die Begrenzung durch Straßen und Fluss verhindert wurde.
Die Brauerei Greiner- Wohlleben nahm im Jahre 1946 das Bierbrauen wieder auf, und zwar nach der Rückkehr von Hermann Greiner Wohlleben aus der Kriegsgefangenschaft. Jedoch waren auch hier die Schwierigkeiten nicht zu übersehen. Da zu dieser Zeit Kleinmechanismen nur sehr selten auf den Markt kamen mussten Erneuerungen auf sich warten lassen. Das Flaschenbier wurde mit einem Handfüller, mit zwei Hebeln, auch drei oder mit vier Hebeln getätigt. Mit dem Einsatz der Flaschen mit Kronkorkenverschluss kamen Rundfüller mit 12,16 und 20 Hähnen zum Einsatz. Das Zweigerätesudhaus ist heute noch in Betrieb, die Eisproduktion wurde 1968 eingestellt. Greiner Wohlleben erzeugte sein Eis an einem Eisgerüst. Er hatte wie die anderen Brauereien keine Eisteiche zur Verfügung. Die bestehenden Eiskeller wurden für Lagerung und Gärkeller neu aufgeteilt. Bis zum heutigen Tag werden diese noch genutzt. Das Kühlschiff wurde 1992 stillgelegt. Die Holzfässer, die dem Ausschank in den Gastwirtschaften dienten, wurden regelmäßig durch siedendes Pech entkeimt und abgedichtet. Diese Vorgang wurde bis 1988 durchgeführt.

Die bestehenden Steinacher Brauereien hatten alle Möglichkeiten zur Werterhaltung und Verbesserung der Technologie im Rahmen ihrer Möglichkeiten ausgeführt. Die zwischenzeitlich halbstaatlichen Betriebe hatten wirtschaftliche Vorteile gegenüber den noch bestehenden Handwerksbetrieben im Brauereigewerbe.

Die Brauerei Gessner konnte im Jahr 1954 einen Bierumsatz von ca. 4000 Hektolitern nachweisen. Der Austoß wurde bis 1960 um 50 % erhöht, dafür war jedoch ein finanzieller Aufwand von 40000 Mark notwendig. Der Mechanisierungsgrad in der Brauerei wurde erhöht und die alte Bügelverschlussflasche wurde Ende der 50er Jahre durch die Kronkorkenflasche abgelöst.

Am 29. September 1970 wurde eine Kooperationsgemeinschaft für den Vertrieb von Bier und alkoholfreien Getränken im Kreis Sonneberg gebildet. Das Ziel dieser Gemeinschaft war die Sicherung der Versorgung, der Bevölkerung mit Bier und alkoholfreien Getränken. In der Brauerei Gessner waren Investitionen in Höhe von 112000 Mark in den Jahren 1970- 1975 vorgesehen. Nach dem Rücktritt von Walter Ulbricht 1972 kam es zu den größten wirtschaftlichen Veränderungen. Während die Handwerksbetriebe noch in Privathand blieben, wurden alle halbstaatlichen Betrieben in Volkseigentum überführt, sodass die private Wirtschaft zum Erliegen kam. Die größte Brauerei des Kreises Sonneberg war das „Brauhaus Sonneberg“. Sie übernahm die Regie der beiden ehemals halbstaatlichen Brauereien und schränkte ihre Tätigkeit ein. Diese Brauerei war technologisch in der Lage, den Bierausstoß dieser beiden anderen Brauereien zu übernehmen, aber die Qualität ließ sehr zu wünschen übrig.

Die Brauereien hatten für die Herstellung von Bier unter dem Einsatz von vielen Ersatzstoffen (Rohfrucht, Reis) zu leiden. Die Qualität wurde schlechter und die Haltbarkeit kürzer. Im Jahre 1993 befanden sich in Deutschland noch 1280 Braustätten, welche 115.360.000 hl Bier ausgestoßen haben. Damit wurde ein Umsatz von 20,2 Mrd. DM erzielt. In Thüringen gab es in diesem Jahr noch 40 Brauereien. Die beiden noch verbliebenen Steinacher Brauereien hatten in dieser Zeit einen Bierumsatz von insgesamt ca. 13.000 hl, die Brauerei Geßner 10.000 hl und Ankertau (Greiner-Wohlleben) 3.000 hl.

Die Brauerei Geßner hat ihren Sitz im Jahre 1995 nach Sonneberg verlagert. Auch der Gasthof Gessner am unteren Steinbächlein wurde bald danach geschlossen. Der neue Standort in Sonneberg (Gewerbegebiet -almerz), Am Linsenbach 27, hatte wesentlich günstigere Bedingungen als Steinach. Die Brauerei verfügt in Malmerz über mehr Gelände und so fanden bis heute laufend Erweiterungen statt. Die Privatbrauerei Geßner wird heute von den Geschäftsführern und Inhabern Bernd Schäfer und seiner Schwester Manuela geführt. Besondere Bierspezialitäten sind: Premium-Pils, Festbier, Pilsner, Radler, Dunkel Bock, Alt Sumbarcher, Original Festbier, Heller Doppelbock. Das Bier, welches in hoher Qualität hergestellt wird, wird weit über Thüringen hinaus vertrieben und verkauft.

Die Brauerei Greiner-Wohlleben hat sich nach der Wende baulich nicht verändert. Jedoch wurde von der Familie ein Gasthaus mit Pension auf einer Anhöhe am Steinbächlein errichtet. Die Flaschenabfüllung des Bieres wurde nach auswärts verlagert, um konkurrenzfähig zu bleiben. Die Brauerei wird heute vom Braumeister Holger Greiner geführt. Besondere Bierspezialitäten, wie Ankerla, Anker-Pils und Anker-Bock werden hergestellt. Jedes Jahr im September findet der Bockbieranstich statt. Dabei ist es Tradition geworden, ein kleines Fest mit Musik zu feiern. Die Brauerei Greiner-Wohlleben führt die Brauerei bereits seit 11 Generationen .

Seit dem 23. April 1994 wird in Deutschland der „Tag des deutschen Bieres“ festlich begangen. Das ist der Tag, an dem das Reinheitsgebot für die deutschen Brauereien im Jahre 1919 erklärt wurde.In Deutschland zeichnet sich momentan ein Trend ab, der einen Rückgang von Bierkonsum und auch von Brauereien verzeichnet. Das Thüringische Landesamt für Statistik hat nachgewiesen, das im vergangenen Jahr 2011 bundesweit noch 1341 Brauereien betrieben wurden. Davon im Land Thüringen 36.

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